Als ich mein Bachelorstudium in Maastricht begann, besuchte ich 2017 das erste Mal ein Probetraining des Uni Triathlon Clubs. Sofort war ich begeistert und angesteckt vom Ehrgeiz und der großen Motivation meiner Teammitglieder und startete bis letztes Jahr in der niederländischen Triathlon Liga. Nach einigen erfolgreichen Starts über die Mitteldistanz startete ich dieses Jahr in Frankfurt bei meiner ersten Langdistanz. Hier habe ich einen super Tag erwischt und konnte mit einer Zeit von 9:56h meine Altersklasse gewinnen und mich damit, für mich recht überraschend, für Hawaii qualifizieren.
Obwohl ich mich in den Tagen nach dem Rennen sehr gut fühlte, musste ich feststellen, dass eine Langdistanz sehr anstrengend für den Körper ist und mein Immunsystem sehr belastet war. Immer wieder hatte ich eine Erkältung und fand nicht ins Training zurück, so dass ich eine richtige Sportpause einlegen musste. Ab Mitte August nahm ich das Training gerade noch rechtzeitig wieder auf, so dass ich ein paar wichtige Schlüsseleinheiten absolvieren konnte und somit relativ gut vorbereit am 26.09. nach Hawaii flog.
Auf Hawaii angekommen, war die Euphorie groß – Radfahren auf dem Highway, überall bekannte Profigesichter, die neuesten Triathlonräder und fitte Menschen. Diese Euphorie wurde jedoch nach meinem ersten lockeren Lauf sehr gedämpft. Nach ein paar Kilometern musste ich mit hohem Puls und Schwindelgefühlen aufhören. Hitze/Luftfeuchtigkeit und Jetlag machten meinem Körper wirklich zu schaffen – wie sollte das im Rennen funktionieren? Auch Versuche meines Trainers mich zu beruhigen und mich daran zu erinnern, dass ich deshalb "10 Tage vorher auf die Insel geflogen bin“, halfen mir nur bedingt. Nach 2 sehr ruhigen Tagen liefen die ersten Intensitäten viel besser und ich spürte, wie sich mein Körper langsam wieder normalisierte. In den Tagen vor dem Rennen lag der Fokus neben den letzten kurzen Trainingsreizen noch auf Erholung und Carboloading, und welcher Ort auf der Welt eignet sich besser zum Carboloading als die USA?
Zwanzig Minuten nach dem Start der Profi-Frauen fiel dann um 6:45 Uhr der Startschuss. Meine Altersklasse (AK 25-29) startete zusammen mit den jüngsten Frauen des Tages, der AK18-24. Die ersten 500m waren ziemlich wild und es war schwer, den Rhythmus zu finden, aber ab der 3. Boje hatte sich das Feld sortiert und ich konnte ein solides und für mich relativ entspanntes Schwimmen nach 1:05 beenden.
Auf dem Rad ging es ein kurzes, etwas unrhythmisches Stück durch die Stadt, bis es ab km 10 auf die wohl berühmteste Autobahn der Triathlon Welt ging, die Queen K. Ab hier hieß es dann, die Aeroposition zu halten, nicht zu überpacen und den Ernährungs-/Hydrationsplan durchzuziehen. Da ich wirklich rieeeesen Respekt vor dem bevorstehenden Hitzemarathon hatte, bin ich allerdings recht (vielleicht zu) konservativ geradelt – ich denke, da wäre etwas mehr drin gewesen.
Bei den ersten Schritten in der Wechselzone fühlten sich Beine und Rücken allerdings ziemlich schlecht an – 180km überwiegend in Aeroposition machten sich bemerkbar. Zum Glück lockerten sie sich schnell und ich musste auf den ersten km auf dem Ali Drive tendenziell eher bremsen. An allen Verpflegungsstationen nahm ich mir ausreichend Zeit, um genug zu trinken und füllte meine Taschen mit Eis – „Kühlung ist hier das wichtigste“. Nach ca. 12 km ging es die berühmte Palani Road bergauf. Ziemlich steil, aber dank der guten Stimmung und der prominenten Abkühlung durch Jan Frodeno, der an einer Verpflegungsstation aushalf, ging es recht schnell vorbei. Außerdem half mir der Erkenntnis, dass die anderen gerade auch leiden, alles ok also. Zurück auf dem Highway fand ich meinen Rhythmus und konnte das Rennen genießen und immer mehr Athleten einsammeln. Bei km 21 ging es dann in das berühmte Energy Lab – bergab mit Gegenwind fühlte ich mich richtig gut und wurde nur von dem Wissen gebremst, dass die letzten 15 km eines Marathons sehr lang sein können und das spürte ich wenige Minuten später auf dem bergauf Stück raus aus dem Energylab. Die Luft stand und ich zählte die Meter bis zur nächsten Verpflegungsstation. Zurück auf der Autobahn ging es dann zum Glück zunächst leicht bergab und ich konnte mich etwas erholen. Mit jedem Meter stieg die Euphorie bald Richtung Ziel abzubiegen. Die letzten 2km ging es bergab mit einer tollen Stimmung am Streckenrand – ich versuchte die letzten Meter zu genießen und die Emotionen aufzusaugen. Nach 10:29h überquerte ich sehr zufrieden die Ziellinie als 6. in meiner AK.
Mit ein paar Tagen Abstand sind die Füße und Beine wieder in Ordnung. Ich kann mir gut vorstellen in ein paar Jahren wieder auf Hawaii zu starten, aber in den nächsten Jahren möchte ich lieber auf den kürzeren Distanzen starten und wieder an meiner Schnelligkeit arbeiten.
Sophie kommt ursprünglich aus der Region Koblenz, lebt und arbeitet derzeit in Köln und trainiert ab und zu noch in unserer Radgruppe. Ihr Saisonhighlight in 2023 wird voraussichtlich die Langdistanz in Roth.